Sammeln - Forschen - Bewahren. Die Neuburger Familie Graßegger
Neuburg an der Donau kann auf eine lange, mit Artefakten umfänglich belegte Historie bis in die Vor- und Frühgeschichte zurückblicken. Die größte Blütezeit erfuhr die Stadt als Residenzstadt des Herzogtums Pfalz-Neuburg, jedoch waren auch die anderen Epochen der Stadtgeschichte reich an kulturellen Errungenschaften. Davon zeugen nicht nur heute sichtbare Bauten, sondern auch Funde, die bis zurück in die vorchristliche Zeit reichen. Von späthallstattzeitlichen Relikten, Überresten römischer Kleinkastelle und mittelalterlichen Urkunden bis zu frühneuzeitlichen Rüstungen sind viele Sachzeugnisse erhalten. Dies ist zu einem großen Teil dem Engagement geschichts- und kulturbewusster Neuburger Bürger zu verdanken.
Der bemerkenswerten Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung waren sich die Altertumsforscher des späten 18. und des 19. Jahrhunderts bewusst. Sie wollten diese Vergangenheit erkunden, Objekte sammeln und für die nachfolgenden Generationen bewahren. Institutionell umgesetzt wurde dies nach dem Colombella-Erlass des bayerischen Königs Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) des Jahres 1827 durch die Gründung Historischer Vereine in jedem Regierungsbezirk. In Neuburg entstand damit 1833 einer der ersten bayerischen Vereine, der in der Folgezeit eine bedeutende Sammlung an Realien zur Geschichte der Region aufbaute. Das Herzstück und ältester Bestand des Vereinsbesitzes ist die sogenannte Graßegger-Sammlung.
Die Ausstellung thematisiert das Engagement der für diese Entwicklung bedeutenden Kaufmannsfamilie Graßegger, ihre Interessen und Sammeltätigkeiten und präsentiert zudem die Glanzstücke der Sammlung mit dem Schwerpunkt auf herausragenden Objekten aus der Renaissance.
Die Sammler und ihre Sammlungen
Innerhalb der Familie Graßegger traten die Brüder Joseph Benedikt (1776-1849) und Johann Nepomuk (1780-1849) als Forscher und Sammler besonders hervor. Durch ihr historisches Bewusstsein, ihre finanziellen Möglichkeiten in Verbindung mit günstigen Gelegenheiten sowie persönliches Engagement konnten sie eine bedeutende Sammlung zur Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte Neuburgs anlegen.
Glanzstücke der Renaissance
Die prunkvollsten Objekte der Graßegger-Sammlung stammen aus dem Besitz der Pfalz-Neuburger Linie der Wittelsbacher. Sie zeugen vom Statusbewusstsein und der herrschaftlichen Repräsentation der pfalzgräflichen Brüder Ottheinrich (1502-1559, reg. ab 1522) und Philipp (1503-1548, reg. ab 1522), veranschaulichen die höfische Ausstattung der Epoche und stehen für fürstliche Vergnügungen dieser Zeit.