Die Auktionen nach dem Tod der Herzogin Maria Amalia

Maria Amalia von Sachsen (1757-1831) war als Folge ihrer Heirat mit Pfalzgraf Karl II. August von Birkenfeld-Bischweiler (1746-1795) eine Herzogin von Pfalz-Zweibrücken geworden. Nach dem Tod ihres Mannes wurde ihr Neuburg als Witwensitz eingeräumt. Durch Verschuldung, aber auch wegen der Koalitionskriege sowie aufgrund ihres fürstlichen Lebensstils musste sie 1800 und 1810 Teile ihres Besitzes versteigern lassen. Zu ihren Gläubigern gehörte auch Joseph Benedikt Graßegger (1776-1849).

Nach dem Tod der Herzogin 1831 organisierten der Nachlassverwalter und ein Buchantiquar im Auftrag des Münchner Hofes Auktionen, bei denen zahlreiche Objekte aus dem Neuburger Schloss veräußert wurden. Der Ablauf dieser Veranstaltungen in den Jahren 1832 bis 1834 ist nicht überliefert. Beim letzten Termin kamen noch 8.000 Bücher 'unter den Hammer'. Graßegger erwähnt diese Versteigerungen in einem Aufsatz im Collectaneen-Blatt, berichtet jedoch nicht über eigene Erwerbungen.

Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München existieren im Bestand "Sammlung Graßegger" fünf Inventare des Neuburger Schlosses aus den Jahren 1764 bis 1791. Hieraus ist ersichtlich, welche Objekte sich im Schloss in welchen Räumen befanden und zu welchen Preisen sie verkauft oder versteigert wurden. Die Käufer sind nicht festgehalten.

Der sogenannte Schmerzensmann, eine 18,5 Zentimeter große und aus Buchsbaumholz geschnitzte Figur, ist im Inventar von 1761 aufgeführt. Das Stück befindet sich heute in der Graßegger-Sammlung des Historischen Vereins. Somit kann zumindest teilweise nachvollzogen werden, welche Objekte Graßegger aus dem Schloss Neuburg erwarb. Bei welcher der Auktionen der Schmerzensmann veräußert wurde, kann nicht rekonstruiert werden.

Diese Provenienz wird auch einer als "Tödlein" bezeichneten, 17 Zentimeter großen Figur des Darstellungstypus "der Tod als halbskelettierter Bogenschütze" zugeschrieben. Der Künstler Georg Petel (1601-1635) veranschaulicht mit dieser Skulptur in ihrer Drastik die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Als 'Memento Mori' führt das exquisite Kunstwerk noch heute dem Betrachter die Vergänglichkeit des irdischen Lebens vor Augen.