Wallfahrt ins Heilige Land

Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559, reg. ab 1522) blickte mit Stolz auf seine 1521 unternommene Pilgerreise ins Heilige Land zurück. Er trug nicht nur Jahre später noch einen vergoldeten Harnisch mit dem Jerusalemkreuz darauf, sondern ließ auch zwei monumentale Bildteppiche über seine Wallfahrt anfertigen. Diese zeugen von der sieben Monate und 21 Tage dauernden Pilgerfahrt. Rund 6.500 Kilometer legte er mit seinen Begleitern auf dem Land- und Seeweg zurück, teils sogar auf dem Rücken eines Esels. Reiseberichte dokumentieren die Wallfahrt des Pfalzgrafen.

Der Wirkteppich, der heute im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrt wird, erzählt von Ottheinrichs Aufenthalt in Jerusalem. Von der abenteuerlichen Heimreise aus Jaffa zeugt das Neuburger Exemplar. Dargestellt ist im rechten unteren Bildbereich ein Ausschnitt entlang der Küste mit einer unerfreulichen Episode der Reise: Ottheinrich und seine Begleiter mussten Jaffa fluchtartig verlassen. In seinem Tagebuch schildert er, dass die osmanischen Wachen die Wallfahrer bei ihrer Rückkehr aus Jerusalem mit Schlägen und Prügeln empfangen hätten. Ottheinrich konnte jedoch mit drei seiner Gefährten zu einem rettenden Handelsschiff rudern, dessen Anker bereits gelichtet war, und das sie sicher nach Venedig brachte.

Auch die Perlmuttreliefs mit Darstellungen zweier heiliger Stätten in Jerusalem zeugen von der Wallfahrt ins Heilige Land. Die fein geschnittenen Flachreliefs stammen vermutlich aus dem Besitz Ottheinrichs. Der darauf abgebildete oktogonale Bau mit Zwiebelturm stilisiert den Tempel Salomons, über dessen Besuch Ottheinrich in seinem Tagebuch schreibt: "[...] unndt gingen dieselbig nacht das erst mohl in denn tempel unndt blieben die nacht dorinnen unndt sah[en] auch die helgen stet, die dorin sendt [...]".

Ebenfalls mit einem Zwiebelturm ist das Heilige Grab als schlichtes Gebäude mit romanischen Anklängen dargestellt. Der Pfalzgraf schreibt in seinem Tagebuch: "In der heyligen stat Hierusalem ist die kirch des heyligen grabs, [...] Item das allerheyligst grab, darin Christus begraben warde unnd der uns ehrliche ufferstanden ist [...]". In der Grabeskirche erhielt Ottheinrich zusammen mit seinen adligen Reisegefährten den Ritterschlag. Damit verbunden, wurde ihm der Schwur abgenommen, den christlichen Glauben zu verteidigen und bei der Rückgewinnung des Heiligen Landes zu helfen.