Ziertisch "Table à Ecrire" in der Residenz Ansbach, Braunes Kabinett im Appartement des Markgrafen, R.7

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Das Ziertischchen ist ein schlichtes Möbelstück, sieht man von der Marketerie und den Beschlägen ab.

Erst wenn es seine Geheimnisse offenbart, ist seine Extravaganz und Finesse überwältigend.

Die Platte umläuft eine vergoldete Messinggalerie an drei Seiten, sodass – trotz der geringen Größe - eine Nutzung zum Schreiben an der offenen Seite anzunehmen ist. Das bestätigt die mit hellblauem Glanzpapier ausgeschlagene Schublade an der rechten Schmalseite, die mit ihren drei kleinen Fächern für Löschsanddose, Tintenfass und weitere Schreibutensilien auf diesen Zweck schließen lässt. Besonders wenn man dabei den praktischen Nebeneffekt für Rechtshänder bedenkt.

Unter der Platte ist ein Ziehbrett positioniert, das das Schreibtischchen in kürzester Zeit in ein Lesepult mit schräggestellter Buchstütze verwandelt, das zudem noch mit einer Leiste versehen ist, die das Buch am Wegrutschen hindert. Darunter befindet sich eine weitere Schublade, deren Unterkante mit dem dreifach geschwungenen Bogen identisch mit dem Abschluss der Zarge ist.

Die Marketerie des Ziertischchens zeigt an allen vier Seiten der Zarge eine Landschaftsdarstellung. Hier ist die der rechten Seite zu sehen, wo sich auch die Schublade für Tintenzeug und Löschsanddose befindet. Diese wird sehr geschickt in die Marketerie integriert, sodass sie gerade noch durch den Zugknopf aus vergoldetem Messing erkennbar wird, vielleicht auch noch durch die Komposition der Landschaftsdarstellung, denn der obere Bereich des Himmels beschränkt sich auf die Schublade allein.

Der Zugknopf stellt eine vertikale Verbindung zwischen Schublade und Zarge her, und betont, zusammen mit der Brücke und der Staffagefigur des Fischers, die Achse der Landschaftskomposition, die sich mit dem hohen Brückengebäude und den Häusern rechts, in einen architektonischen, und mit dem Baum und Fluss links, in einen eher landschaftlichen Teil gliedert.

Eine Kartusche umrahmt diese Szenerie und dehnt sich mit dem Gitterwerk so aus, dass dieses in seiner Form die Weiblichkeit des Möbels nachzeichnet. Die Eckbeschläge aus feuervergoldeter Bronze tun ihr Übriges dazu.

Author

Sabine Seibert

Rights Statement Description

CC BY-NC-SA 4.0