Zeilensetz- und Gieß-Maschine "Linotype Modell 6c S Quick" Nr. 15889

Deutsches Museum

Beschreibung

1886 fand der Uhrmachermeister Ottmar Mergenthaler (1854-1899) aus Hachtel bei Bad Mergentheim, der 1872 in die USA ausgewandert war, nach mehrjährigen Versuchen eine Lösung, um das Setzen zu mechanisieren. Zuvor hatten sich bereits über 200 Erfinder mit diesem Vorhaben befasst und Prototypen für Setzmaschinen gebaut. Deren Problem jedoch war, dass die relativ weichen Bleitypen die Transportkanäle verstopften. Mergenthaler kam nun auf die Idee, die Schriftzeilen in der Setzmaschine selbst zu gießen. Nachdem der Verleger Whitelaw Reid (1837-1912) bei der Inbetriebnahme der Setzmaschine bei der "New-York Tribune" angeblich gesagt haben soll: "Ottmar, you've cast a line of types!", wurde sie als "Linotype" bezeichnet.

Diese Maschine zum Setzen und Gießen nutzt seitenrichtig vertiefte Matrizen statt Lettern. Der Setzer löst mit der Tastatur die einzelnen Buchstabenmatrizen, die aus dem Magazin in ein Transportsystem fallen und sich zur gewünschten Zeile mit den Spatienkeilen für die Wortzwischenräume reihen. Die Matrizenzeile wird auf die gewünschte Zeilenbreite „ausgeschlossen“, und die Setzmaschine gießt sie mit geschmolzenem Letternmetall aus. Nach dem Abguss werden die Matrizen dem Ableger zugeführt und automatisch wieder in die Magazine einsortiert. Die Matrizen befinden sich dadurch in stetigem Umlauf und stehen zur ständigen Wiederverwendung zur Verfügung. An der Setzmaschine sind immer zur gleichen Zeit drei Zeilen in Arbeit. Während der Setzer eine Zeile tastet, wird die zuvor gesetzte Matrizenzeile abgegossen und deren Vorläuferin wieder abgelegt. Die Bleizeilen der Linotype werden schließlich von Hand zu Seiten zusammengestellt. Nach dem Drucken wird das Setzmaschinenmetall wieder eingeschmolzen.

Linotype-Setzmaschinen waren vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre in tausenden Exemplaren weit verbreitet. Das Hochleitungsmodell „6c S Quick“ ist von Hand oder durch Lochstreifen zu steuern und eignet sich für typografisch einfache Texte, etwa für Zeitungen. Im Handbetrieb können ca. 8000 Zeichen pro Stunde gesetzt werden, bei Lochstreifensteuerung sind 12.000 bis 20.000 Buchstaben zu erreichen. Der Preis einer Linotype war hoch: das Modell 6c hatte im Zugangsjahr 1965 einen Wert von 96.000 DM; dies entsprach damals dem Kaufpreis für eine Vier-Zimmer-Eigentumswohnung in München in guter Lage. (Quelle: Glocker)

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