Das Proszenium des Teatro Farnese in Parma mit dem Vorhang von Sebastiano Ricci

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

1617 beauftragte Ranuccio I., Herzog von Parma und Piacenza den Baumeister Giovanni Battista Aleotti den Waffensaal im Palazzo della Pilotta zum Theater umzubauen. Neben der enormen Größe des u-förmigen Saals und den aufsteigenden Sitzreihen im Parkett war es vor allem das neue, hier erstmals nachweislich eingesetzte von Aleotti entwickelte Kulissensystem auf Gleitschienen, welches das Teatro Farnese zum Vorbild des italienischen Barocktheaters werden ließ. Aleotti schuf hier erstmals auch ein festes Proszenium, welches das vorliegende, nach einer Vorlage von Paolo Fontanesi von Giuseppe Pini radierte und gestochene Blatt zeigt. Eindrucksvoll rahmt die frühbarocke Architektur die im Vergleich klein und zurückhaltend wirkende rechteckige Öffnung zum Bühnenraum, der von Sebastiano Riccis gestaltetem Vorhang verhängt ist. Dieser zeigt den Sonnengott in Begleitung weiterer Götter und Putten, die eine Wappenkartusche tragen und über dem Parnass schweben – ein Motiv, das auf die Kunstförderung des Hauses Farnese anspielt. Wie ein eigenständiges Bauwerk ist das Proszenium als eine Dreiflügelanlage konstruiert: Der Frontseite mit der Bühnenöffnung sind rechts und links zwei einjochig in den Raum vorstoßende Flügel vorgelagert, deren Fronten über einer hohen Sockelzone in Kolossalordnung mit Pilastern gegliedert sind. Ein aufwändiges Gesims leitet zu einer reliefgeschmückten, bekrönenden Zone über, die von einer mit Skulpturen besetzten Brüstung abgeschlossen wird. Engel halten die Enden von zwei wappengezierten Fahnen; diese wiederum hängen seitlich eines großen, zentral die Bühne bekrönenden Tuches herab, auf dem das Wappen der Farnese prangt. Die festliche Einweihung fand erst 1628 statt, wenngleich die Inschrift über dem Familienwappen die Eröffnung des Theaters 1618 suggeriert.

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MM/sdp

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