Kuttrolf oder Angster genannte Fadenglasflasche

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Die Flasche mit dünnem, langem, gebogenem Hals, der sich kleeblattförmig öffnet, ist mit einem mehrfach geflochtenem Fadenglasmuster dekoriert. Solche Kuttrolf oder Angster genannten enghalsigen Flaschen, oft auch mit einem Hals aus mehreren spiralig gedrehten Röhren, gelten gemeinhin als Trinkgläser mit Scherzcharakter. Beim absichtlich erschwerten Trinken aus der kleeblattförmigen Öffnung wurde in der Flasche zudem ein gluckerndes Geräusch erzeugt. Fadengläser gehören zu den Filigrangläsern, die mit eingeschmolzenen weißen oder farbigen Opalglasraden geschmückt sind. Die Opalglasraden sind entweder einfach (vetro a fili) oder - wie hier - mehrfach geflochten (vetro a retorti). Durch Kreuzen der Glasfäden entsteht sogenanntes Netzglas (vetro a reticelli). Filigranglas wurde im 16. und 17. Jahrhundert in Venedig und den von ihm beeinflussten Glashütten (u.a. in Böhmen und den Niederlanden) hergestellt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte es eine neue Blüte. Das besonders attraktiv und fein gearbeitete Stück gehört gemäß dem ersten Katalog von 1894 zum Kernbestand der Graßegger-Sammlung des Historischen Vereins Neuburg an der Donau.

Author

Eva Gerum M.A., Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rights Statement Description

CC BY-NC-ND 4.0