Disziplin (Gegenstand für Bußübungen im Kloster)

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Das Objekt ist eine Peitsche vom Typus "Geißel" (lateinisch: flagellum). Charakteristisch dafür sind wie hier mehrere Schnüre mit Knoten oder Metallstücken am Ende, die das Schmerz- und Verletzungspotential eines Schlages erhöhen. Eine Geißel ist eigentlich ein Bestrafungs- und Folterinstrument. Im christlichen Bereich wird die Geißelung Christi in der Kunst als Teil der Passion (Leidensgeschichte) dargestellt. In Anlehnung oder Nachahmung dieser Geißelung kam im Frühmittelalter in Männer- und Frauenklöstern die Geißelung durch einen Mitbruder oder eine Mitschwester bzw. die Selbstgeißelung als Form der Bußübung auf, besonders an Freitagen oder während bestimmter Zeiten im Kirchenjahr (Fastenzeit, Advent). Bis ins 20. Jahrhundert blieb die Selbstgeißelung in Ordensregeln verankert und wurde auch praktiziert. In solchen Regeln war aber festgelegt, dass die Schläge mit der Geißel nicht allzu fest auszuführen seien. Für Mönche und Nonnen war die Flagellation (Geißelung) ein Mittel, sich zu klösterlicher Disziplin zu erziehen, sündige Leidenschaften zu bekämpfen, das Leiden Christi zu imitieren, sich selbst über eigene Grenzen zu erheben und Gott nahe zu kommen. Im klösterlichen Kontext ist daher das Wort "Disziplin" für das hier abgebildete Objekt üblich. Möglicherweise stammt es aus dem Neuburger Jesuitenkolleg, aber auch die Karmelitinnen des Teresianischen Karmel ("Unbeschuhte Karmelitinnen", OCD) kannten die Verwendung der Disziplin. Ihr Kloster in Neuburg war 1661 von Pfalzgraf Philipp Wilhelm (1615-1690) gestiftet worden und bestand bis zur Säkularisation 1802.

Author

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

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