Ay Pap ist met Schillen gekooct ...

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Das dem Gedanken der Toleranz verpflichtete Flugblatt zeigt die Vertreter der verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen in einer Küche am Tisch sitzend. Die den Figuren zugeordneten Texte kommentieren ihr Tun mit hintergründigen Wortspielen. Bei der Figur links heißt es „Ay pap ist“, er ißt Brei. Zusammengezogen wird daraus ein „Papist“. Da der aus Schalen gekochte Brei bitter schmeckt, mögen die Katzen auf seinen Schultern nicht lecken („katten likken“ = Katholiken), wie sie es gewohnt sind. Rechts sitzt Calvin, der ein feines Kalb („Calf fyn“) auf dem Teller hat. Die zum Kalb gereichte Orangensoße verweist auf die von den Oraniern geführten Niederlande. Zwischen dem Katholiken und Calvin sitzt Luther, der auf zarte Weise die Laute spielt („Luyt teer“). Er weiß nicht, ob er sich für den Brei oder den Braten entscheiden soll. Vor dem Kamin hockt ein Wiedertäufer, der sein Brot in den Saft der Bratpfanne eintaucht. Die Köchin im Vordergrund tritt als Verkörperung der Ratio auf. Sie wirft dem Wiedertäufer seine Passivität vor, warnt Calvin davor, zu Stolz auf die Orangen zu sein, rät Luther, sich von beiden Tellern das Beste zu nehmen und ruft den Katholiken auf, sich von der Tyrannei fern zu halten. Links weist die Verkörperung der Eintracht auf einen Hirsch, dessen Herz – als Sinnbild innerer Werte – die Köchin für alle zubereiten will.

Literatur

Wolfgang Harms/Beate Rattay, Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983, S. 58f., Kat. Nr. 28.

Author

Michael Overdick

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