EIGENTLICHE CONTRAFACTVR ALLER VNTERSCHIEDTLICHEN ACTEN ...

Beschreibung

Das in mehrere Bildfelder aufgeteilte Blatt zeigt die Krönung des pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. zum böhmischen König Friedrich V. am 26. August 1619. Die Schilderung der Zeremonie beginnt links unten mit dem Einzug Friedrichs in den Prager Veitsdom. Im Uhrzeigersinn folgen die Predigt des Erzbischofs, die Eidesleistung, die eigentliche Krönung, die Übergabe des Schwertes, die Übergabe des Rings, die Übergabe von Zepter und Reichsapfel, der Treueeid der Stände und als erste Amtshandlung die Erhebung ausgewählter Personen zum Ritter. Die große Darstellung in der Mitte zeigt abermals den Moment der Krönung, allerdings ist der Bildausschnitt größer genommen, so dass die Menge der Anwesenden anschaulich wird. Der Königswahl vorausgegangen war der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände gegen den katholischen habsburgischen Landesherrn König Ferdinand. Der Aufstand begann mit dem sogenannten „Prager Fenstersturz“ am 23. Mai 1618 und führte zur Absetzung Ferdinands am 19. August 1619. Ferdinand, der am 28. August 1619 zum deutschen Kaiser gewählt wurde, mochte die Absetzung nicht hinnehmen und fiel mit seinen Truppen zunächst in die pfälzischen Stammlande ein. Schließlich gelang es ihm am 23. Juli 1620 in der Schlacht am Weißen Berg, das böhmische Heer vernichtend zu schlagen. Friedrich musste ins holländische Exil fliehen und ging somit als „Winterkönig“ in die Geschichte ein. Der Konflikt zwischen den Konfessionen aber war damit noch lange nicht beigelegt. In der Rückschau gilt der Prager Fenstersturz als Beginn des Dreißigjährigen Krieges.

Literatur

Wolfgang Harms/Beate Rattay, Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983, S. 154f., Kat. Nr. 74.