Luther verbrennt die päpstliche Bulle zu Wittenberg 1520

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Chodowiecki gilt als einer der erfolgsreichsten und bedeutendsten Graphiker und Illustratoren seiner Zeit. Die Luther-Radierung wurde als Beigabe 1799 im 3. Band der „Deutschen Monatschrift“ veröffentlicht. Es ist das einzige Mal, dass Chodowiecki in seinem umfangreichen Schaffen eine Szene aus dem Leben des Reformators dargestellt hat. Gegenstand ist die Verbrennung der päpstlichen Bulle und des kanonischen Rechts vor dem Wittenberger Elstertor am 10. Dezember 1520. Luther hatte sich zu dieser spektakulären Aktion gezwungen gesehen, nachdem es zuvor in Mainz und Köln zu öffentlichen Verbrennungen seiner eigenen Schriften gekommen war. Chodowiecki hat die Figur Luthers aus der Bildmitte heraus nach links gerückt. Der Reformator ist im Begriff, mit ausholendem Schwung ein besiegeltes Schriftstück auf den brennenden, sorgfältig geschichteten Scheiterhaufen zu werfen. Mit seinem dunklen Mantel hebt er sich von der Menschenmenge ab, die das Geschehen mit auffälliger Gelassenheit verfolgt. Von besonderem Reiz ist die mittig ins Bild gesetzte Figur des Jungen, die sich vor den hell lodernden Flammen als dunkle Silhouette präsentiert. Unter der Darstellung hat Chodowiecki den zur Verfügung stehenden Platz auf der Druckplatte für einige Einfälle genutzt. Es handelt sich hierbei um die Allegorien der Rache, der Unwissenheit und der Herzhaftigkeit. Bei späteren Abzügen sind diese Einfälle nicht mehr vorhanden.

Literatur

Joachim Kruse/Minni Maedebach, Luthers Leben in Illustrationen des 18. und 19. Jahrhunderts. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 1980, S. 53, Kat. Nr. 13.

Author

Michael Overdick

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