Haarbild zum Totengedenken an ein Ehepaar

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das dicht ausgestattete Kastenbild umfasst schwarz-weiße, oval belichtete Porträtfotografien eines Ehepaars, die spalierartig angeordnete Blütenranken aus Haar umgeben. Diese zieren in Schlingen- und Schlaufentechnik über Draht geformte Ranken aus dunkelbraunem, hellbraunem und weißgrauem Haar sowie gedrehtem Bouillon, versehen mit Metallperlen in Rottönen, Blau und Silber. Als Bildgrund dient grünes Papier. Die Fotografien fertigte Franz Xaver Siegel, der sein Studio 1884 in Kempten gegründet hatte. Das Foto des Mannes entstand später als das der Frau, wie der Abzug im Visitformat durch den aufwendiger beschrifteten Karton belegt: „F. X. Siegel / Kempten am Bahnhof“. Beide Porträts sind durch geprägte Goldpapierborten eingefasst. Die Verglasung des Holzleistenrahmens übergreift eine aufwendige Randeinfassung aus geprägten Papierborten und einem floral bemalten Papierstreifen. Haarbilder, die überwiegend der Erinnerung an verstorbene Familienmitglieder dienten, entstanden vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Dazu wurden plastisch gearbeitete Blütenarrangements aus dem Haar von Verstorbenen in kastenförmige verglaste Rahmen montiert oder als Arrangements in Haarklebetechnik flach gerahmt. Diese Art des Wandschmucks entstand (semi-)professionell, gelegentlich auch als Laienarbeit. Eine ältere Sonderform der Haarbilder bilden sentimentale Freundschaftssouvenirs.