Kolorierte Lithografie "Schwäbische Tracht"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Die kolorierte Lithografie mit dem Titel „Schwäbische Tracht.“ zeigt ein ländlich gekleidetes Paar. Das Blatt wird Johann Baptist Dilger (1814–1847) zugeschrieben, einem Münchner Zeichner und Lithograf. Die Ausführung der Kleidung entspricht weitgehend der von Blatt 35 in der „Sammlung Bayerischer National-Costume“, die der königlich-bayerische Beamte Felix Joseph von Lipowsky (1764–1842) in mehreren Teilen von 1822 bis 1830 veröffentlicht hatte. Lipowsky nutzte als Vorlage eine farbig aquarellierte Tuschfederzeichnung des Augsburger Malers Joseph Ignaz Hörmann (1775–1820) von 1816. Dilgers Blatt erschien 1838 in der Zeitschrift „Vaterländisches Magazin für Belehrung, Nutzen und Unterhaltung“. Der Text zur Abbildung betitelt das Blatt „Landleute aus der Gegend von Burgau“. Damit wurde diese Bekleidung einem Ort und seiner Umgebung zugewiesen und aus der schwäbischen Tracht eine lokale. Viele Druckgrafiken mit Darstellungen von Menschen auf dem Land, meist in Festkleidung, wurden über mehrere Jahrzehnte hinweg immer wieder kopiert und, mit neuen Titeln versehen, dem städtischen Publikum angeboten, das seit der Biedermeierzeit sogenannte Trachtengrafik sehr schätzte. Zudem wurden diese idyllisierenden Bilder in den kostümgeschichtlichen Sammelbänden und Trachtenpublikationen des 19. Jahrhunderts wiedergegeben. So entstand die Vorstellung von eigentümlichen, identitätsstiftenden Trachten, obwohl es sich um stehengebliebene Moden handelte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts schließlich dienten sie der Trachtenerneuerung als historische Bildvorlagen.