Handzettel "Weihnachten 1944 fällt aus folgenden Gründen aus."

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der maschinengeschriebene, mittels Kohlepapier vervielfältigte Handzettel bringt in humorvollem, jedoch regimekritischen Ton die Missstimmung in Teilen der deutschen Bevölkerung während des Zweiten Weltkrieges zum Ausdruck. Gedruckte Handzettel gleichen Inhalts zirkulierten bereits vor der Kriegsweihnacht 1941: Angeprangert wurden etwa die Verpflichtung von Frauen zum Arbeitsdienst, die Volkssturmpflicht, Gefahren durch den Luftkrieg, zwangswirtschaftliche Maßnahmen und Beschlagnahmungen, Versorgungsprobleme etc. sowie der von den Nationalsozialisten propagierte Rassismus. Der Zettel befand sich im Nachlass eines Ehepaares aus Straß (Nersingen, Lkr. Neu-Ulm). Der Ehemann (1909–1986), gelernter Motorenschlosser aus Kleinkötz (Kötz, Lkr. Günzburg), arbeitete bei den 1937 erbauten und 1944 durch Luftangriffe der Alliierten zerstörten Daimler-Benz-Flugmotorenwerken in Genshagen, etwa 20 Kilometer von Berlin entfernt. In dieser Zeit wohnte das Paar mit seinem Sohn in Ludwigsfelde bei Berlin. Womöglich gelangte das Flugblatt von dort nach Kleinkötz, wo die Familie nach dem Krieg untergekommen war. Während der NS-Zeit wurde der Besitz von regimekritischen Flugschriften streng geahndet, es drohten Einweisung in ein Konzentrationslager oder Hinrichtung.