Schachspiel mit gedrechselten Figuren aus Nussbaum und Ahorn

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das Schachspiel besteht aus einem furnierten Spielbrett im Profilleistenrahmen und 32 Schachfiguren aus Nussbaum- und Ahornholz. Die gedrechselten, geschliffenen und lackierten Figuren sind auf der Unterseite mit grünen Filzgleitern ausgestattet. Es stammt aus der 1778 gegründeten Drechslerei Heinz in Waal (Lkr. Ostallgäu), die Gebhard Heinz (1884–1972) 1910 in vierter Generation übernommen hatte. Angefertigt wurde das Spiel vermutlich von seinem Sohn Christian Heinz (1912–1963) in den 1940er-Jahren. Auf einer Preisliste der Firma Heinz aus dem Jahr 1953 sind Schachspiele aufgeführt, die auch auf Messen präsentiert wurden. Eine von der Ausführung leicht abweichende Werkzeichnung nennt das Spiel „Thing-Schach“, wobei unklar bleibt, weshalb der historische Begriff für nordisch-germanische Versammlungen gewählt wurde. Zu Beginn der NS-Zeit erlangten „Thingspiele“ im Zuge des Germanenkults große Popularität, bevor Propagandaminister Joseph Goebbels (1897–1945) den Begriff „Thing“ in einem Geheimerlass im Oktober 1935 mit einem Tabu belegte. Christian Heinz erweiterte den Betrieb in den 1950er-Jahren um eine Schreinerei und setzte vermehrt auf die Herstellung von Möbeln. Als er 1963 bei einem Autounfall ums Leben kam, führte zunächst seine Witwe Klara (1926–2007) und ab 1995 seine Tochter Hildegard Heinz (geb. 1948) mit ihrem Ehemann Dieter Kaiser (1940–2013) das Unternehmen weiter. Da sich keine Nachfolge fand, endete 2016 die über 200-jährige Firmengeschichte.