Kultbild eines Falkengottes

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Der Falke trägt die Doppelkrone für Ober- und Unterägypten, auf deren Vorderseite sich die Uräusschlange, eine Kobra, aufbäumt. Ein fünfreihiges Collier bedeckt die gesamte Brust. Das Naturvorbild ist auf die formal einfachste Grundform reduziert, ein Charakteristikum ägyptischer Tierplastik. Dem eleganten Schwung des Körpers mit seiner kaum gebändigten Spannkraft ist der gekrümmte Schnabel des Vogels entgegengesetzt. Die starke Stilisierung der Details (Federmuster, Umrandung der Augen) sowie die Verwendung kostbarer Materialien überhöhen die Darstellung eines Tieres zur Wiedergabe des Göttlichen. Die Figur ist im Wachsausschmelzverfahren als Hohlguss hergestellt. Die Details der Innenzeichnung sind mit Elektrum, einer Gold-Silber-Legierung im Tauschierungsverfahren eingelegt. Die silbernen Beine sind durch eine Niello-Behandlung geschwärzt. Wie aus den Inventarlisten ägyptischer Tempel hervorgeht, waren die Kultbilder der Götter, in einem Schrein im Allerheiligsten aufgestellt, aus wertvollen Materialien, meist Edelmetall, gefertigt. Aufgrund ihres hohen Wertes wurden die meisten bereits in der Antike geraubt und eingeschmolzen. In dieser Figur ist vermutlich die Kultstatue eines Falkengottes erhalten, eine der ganz wenigen ihrer Art. Silber wurde in Ägypten überaus selten verarbeitet, in manchen Epochen war es wertvoller als Gold. Dies war bei den Achaemeniden anders, die gerade dieses Material besonders schätzten. So ist eine Datierung des Falken in die 27. Dynastie, die Zeit der Perserherrschaft, wahrscheinlich, was durch ein enges, inschriftlich datiertes Parallelstück (heute in Kairo) unterstützt wird.