Kabinettscheibe mit Wappen des Adam I. Tucher (1536–1575)

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Nur wenige Zeugnisse haben sich zu Adam I. Tucher (1536–1575), Sohn von Lorenz II. (1490–1554), dem Bauherrn des Nürnberger Tucherschlosses, erhalten. Die vorliegende, mit seinem Namen bezeichnete Kabinettscheibe soll ihn wohl selbst als Wappenhalter darstellen. In schwarzer Patrizierkleidung spanischen Stils präsentiert er eine goldene, gebuckelte Schale auf hohem Fuß. Der lockere Zeichenstil erinnert an den Künstler Jost Amman (1539–1591), der mehrfach für die Familie tätig war. Auf ihn gehen die Entwürfe für eines der Tucherfenster in der Lorenzkirche (Chor, Nord V) und für die Porträtminiaturen im Großen Tucherbuch zurück. So auch das Bildnis von Adam (fol. 172), wobei sich eine Porträtgenauigkeit heute weder bei der Miniatur, noch bei der Scheibe nachvollziehen lässt. Das Tucherbuch berichtet, dass Adam – „gen Lyon in Franckreich geschickt die Sprachen zulernnen“ – nach dem Tod seines Bruders Martin (1524–1555) zur Rückkehr nach Nürnberg aufgefordert und 1556 mit Anna Tetzel verheiratet wurde. Er übte keine Ämter und Handelsgeschäfte aus, sondern widmete sich lieber der Jagd. Von seinen elf Kindern sollte Jobst I. (1572–1679) diese Nebenlinie weiterführen, die allerdings mit dessen Tod erlosch. Das Tucherschloss ging an die Ältere Hauptlinie des Geschlechts über. Vielleicht gehörte die Kabinettscheibe zur frühen Ausstattung des Schlosses. Wie ihr Pendant, das Rundwappen von Adams älterem Bruder Martin, könnte man sie sich als Teil der Fensterverglasung vorstellen.

Author

Claudia Däubler-Hauschke