Bildnis des Hieronymus Schnitter (geb. um 1524), 1570

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Hieronymus Schnitter (geb. um 1524) entstammte einem Görlitzer Ratsgeschlecht und wurde 1547 Bürger in Nürnberg. Seine Tochter Barbara vermählte er mit dem Ratsherrn Andreas VI. Tucher (1551–1630). Schon seine eigene Heirat mit Justina, einer geborenen Nützel, hatte ihm den Zugang zur Nürnberger Oberschicht gesichert. Ihrer beider Porträts, auf dem Rahmen mit 1570 datiert, sind als Vorbilder für die zwanzig Jahre später entstandenen Ehepaarbildnisse der Tochter Barbara mit ihrem Ehemann anzusehen (alle Museum Tucherschloss). Sie stammen ebenfalls aus der Hand des Künstlers Nicolas Juvenel (vor 1535–1507). Solche zweiteiligen Bildnisse waren vor allem im 16. Jahrhundert sehr beliebt. Das Porträt des Hieronymus Schnitter ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Selbstdarstellung bürgerlicher Eliten. Schnitter wendet seinen Blick zum Betrachter und weist ihn mit seinem rechten Zeigefinger, der mit zwei Ringen – darunter sein Wappenring – geschmückt ist, auf einen Brief in seiner Linken hin. Er ist an ihn, “Dem Erba(h)rn und Weysen Hieronimus Schnitter” in Nürnberg adressiert. Damit demonstriert Schnitter, dass er sich als Zugezogener zum Nürnberger Patriziat gehörig fühlt. Juvenel versteht es, die Präsenz dieser starken Persönlichkeit zu vermitteln. Herausragend ist die Wiedergabe der Oberflächen, vom Inkarnat angefangen bis hin zum prächtigen Pelzbesatz der Schaube.

Author

Anja Falderbaum, Claudia Däubler-Hauschke