Verdüre mit Wildkatze

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die fast quadratische Verdüre zeigt Tiere und Blumenvasen auf einem Wiesengrund. Ein Arrangement aus großen Blättern, Narzissen und Beeren in einer bauchigen Vase füllt fast das ganze Bildfeld aus. Zwei Singvögel sitzen auf den großen, fleischigen Blättern, während rechts eine Wildkatze zum Sprung ansetzt und links ein Hase sitzt. Die Wirker haben für diese Verdüre im Wesentlichen mit den gleichen Kartons gearbeitet, die sie auch für die anderen Verdüren mit Hunden und dem doppelten Allianzwappen in der Sammlung (HI Te 002, HI Te 007–009) genutzt hatten. Die Tierdarstellung mit einer Wildkatze variiert hier ebenso wie das Dekormotiv auf der Vase, das mit weißen Blüten auf blauem Grund erscheint. Bei näherer Betrachtung der Bordüre, die bei einer Reihe weiterer Tapisserien des Tucherschlosses vorzufinden ist, lässt sich feststellen, dass es sich dabei um eine vereinfachte Version der Bordüre von Tapisserien handelt, die um 1540 in Brüssel für Kaiser Karl V. gewirkt wurden. In einer Hohlkehle liegt ein schuppiger Palmstamm, der von Bouquets aus Blüten, Blättern und Früchten (darunter Narzissen, Birnen, Aprikosen und Granatäpfel) überlagert wird. Was die Entwürfe zu den Tapisserien betrifft, sahen sich die Meister der kleineren Städte, die kaum eigene Maler beschäftigen durften, und daher Mangel an geeigneten Vorlagen hatten, oft gezwungen, sich an die großen Zentren anzuschließen. Die Verdüre ist um 1545 im Zuge der Erstausstattung des Nürnberger Tucherschlosses entstanden.

Author

Andrea Mayerhofer-Llanes