Linhart II. Tucher aus Nürnberg an seinen Sohn Herdegen IV. Tucher in Lyon, 27.6.1560

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Der Nürnberger Patrizier und Kaufmann Linhart II. Tucher (1487–1568) hatte seit 1544 als Vorderster Losunger (Kämmerer) das höchste Amt der Reichsstadt Nürnberg inne und prägte über zwei Jahrzehnte deren Politik. Diese Tätigkeit hatte zwar seinen Rückzug aus der operativen Leitung der Tucherischen Handelsgesellschaft zur Folge, doch überwachte Linhart von Nürnberg aus brieflich die Tätigkeit seiner Söhne in den auswärtigen Filialen. Im vorliegenden Brief macht er seinem Sohn Herdegen IV. (1533–1614) schwere Vorwürfe: Er solle seinen leichtfertigen Lebenswandel aufgeben und weniger trinken, außerdem sei die Nummerierung der aus Lyon eingegangenen Frachtballen fehlerhaft und stimme nicht mit den Frachtbriefen überein. Solche Fehler gebe es seit Jahren und er habe sie schon oft kritisiert, es sei aber keine Besserung eingetreten. Herdegen solle ein Register der versendeten Frachtballen führen, die Nummern sofort eintragen und bei Fehlern die Schuldigen nach Nürnberg melden. Im Übrigen solle Herdegen die Kreditvergabe einstellen, da die Könige von Spanien, Portugal und England ihre Schulden nicht mehr bedienten und eine allgemeine Kreditkrise drohe; auch große Firmen seien jetzt nicht mehr vertrauenswürdig. – Der Brief ist im Original nicht erhalten, war Linhart aber so wichtig, dass er eine Abschrift aufbewahrt hat.

Author

Horst-Dieter Beyerstedt