Der Textildruck in Augsburg – Die Neue Augsburger Kattunfabrik

Augsburg entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum bedeutendsten Zentrum des ökonomisch sehr einträglichen Kattundrucks in Süddeutschland, der von einem wachsenden Konsum bedruckter Baumwollstoffe (Kattune) angetrieben wurde. Diese Technik der Textilveredelung hatte als Wissenstransfer erst ein Dreivierteljahrhundert zuvor ihren Weg von Indien über Holland und England in die freie Reichsstadt gefunden. Aus der Reihe der Augsburger Unternehmer ragte in der Phase der Protoindustrialisierung der in der historischen Forschung bereits ausführlich behandelte "Kattunkönig" Johann Heinrich Schüle (1720-1811) hervor, der ab 1761 zu einem Textildrucker von europäischem Rang aufstieg. Unter seiner Ägide avancierte "Augsburger Zitz" (farbige Kattune), der von etwa zehn Kattundruckereien der Stadt gefertigt wurde, zu einem weithin anerkannten Qualitätsbegriff. Im Windschatten von Schüles Erfolg konstituierte sich ab 1781 unter dem Namen "Schöppler & Hartmann" eine neue Kattundruckerei, die 1783 ihre Produktion aufnahm und bereits wenige Jahre später auf eine Größe von etwa 300 Mitarbeitern anwuchs. Mit ihren unternehmerischen Strategien entwickelte sich die Manufaktur von Schöppler & Hartmann deshalb schon bald zur ernsthaften Konkurrenz für Schüle, bis sie im 19. Jahrhundert dann zum weitaus größten Textilveredelungsbetrieb der Stadt aufsteigen sollte. Gewebe- und Farbstoffeinkauf sowie der Verkauf der veredelten Stoffe in alle Welt verbanden das Augsburger Unternehmen mit dem globalen Handel.

1880 erfolgten der Übergang von einem Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft und die Umbenennung in "Augsburger Kattunfabrik". Der Name änderte sich 1885 im Rahmen der mit einer Reorganisation verbundenen Neugründung der Aktiengesellschaft in "Neue Augsburger Kattunfabrik", kurz "NAK". Fortlaufende technische Neuerungen und die beständige Entwicklung neuer Dessins (Textilmuster) sicherten den Fortbestand des Augsburger Unternehmens über weitere 100 Jahre. Erst 1996 besiegelte ein Konkurs das Ende der Neuen Augsburger Kattunfabrik und der langen Firmengeschichte.

Die Musterbücher, Musterzeichnungen, viele musterbildende Werkzeuge und Teile des Firmenarchivs sind heute Bestandteil des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg (tim).

Die virtuelle Ausstellung gibt einen Einblick in die Geschichte der Neuen Augsburger Kattunfabrik und die Entwicklung des Stoffdrucks in Augsburg im 19. und 20. Jahrhundert.

Über die Ausstellung

Literaturhinweise