Linharts Truhe, 1536

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, HI Moe 018
Lange Truhe für die Fahne der drei Obersten Hauptleute in Nürnberg, 1536

Wohl als letztes erhaltene Werk seiner Art erzählt diese schmale, längsrechteckige Truhe vom Nürnberger Triumvirat.

Auf der Deckelinnenseite der Truhe befindet sich, teilweise schlecht lesbar, eine Inschrift in gotischen Buchstaben. Sie verweist auf das Jahr 1536 und die drei Obersten Hauptleute Christoph Tetzel (1485–1544), Linhart II. Tucher (1487–1568) und Sebald Pfinzing (1487–1543), die damals das Regiment der Reichsstadt Nürnberg anführten. Diese ließen – so heißt es – "drei neu fanen" mit zugehörigen Truhen anfertigen. Jedem Hauptmann stand eine Truhe zur Verfügung.

Welche drei Fahnen sind gemeint? Es muss die Rede von der rot-weißen Kriegsfahne sein, von der jedem der drei höchsten Würdenträger der Reichsstadt bei Amtsantritt ein Exemplar zusammen mit weiteren Insignien übergeben wurde. Das Triumvirat der Hauptleute hatte in Notfällen die oberste Befehlsgewalt über Stadt und Land inne. Als ihr wichtigstes Hoheitszeichen galt die Fahne.

Vermutlich diente die vorliegende lange Truhe zur Aufbewahrung der persönlichen Fahne von Linhart Tucher, einem der erfolgreichsten Amtsträger der "Goldenen Zeit" Nürnbergs.

Claudia Däubler-Hauschke, Angelika Lindner