Der Sternenmantel Heinrichs II. Zwischen Reliquienkult und Reparatur: das Spätmittelalter

Obwohl der Sternenmantel nicht zu den Heinrichsreliquien gezählt wurde, wurde auch er – als Mantel Ismaels (gest. 1020) bezeichnet – noch vor dem Bamberger Rationale einer spätmittelalterlichen Übertragungsmaßnahme unterzogen. 1452-1454 wurden die Goldstickereien des Sternenmantels auf einen italienischen Seidendamast mit Granatapfelmuster übertragen, der heute noch den Eindruck des Sternenmantels maßgeblich bestimmt.

Bei dieser Übertragung kam es zu massiven Veränderungen im Bereich der Beischriften, wobei nicht nur Buchstaben aus Ursprungsmaterial neu gestaltet wurden, sondern auch die Anbringung der Beischriften wurde höchst unterschiedlich gehandhabt. Teils sind sie verloren.

Beim Lamm Gottes ist nicht nur die Frage offen, ob die bildliche Darstellung bereits ursprünglich in einen Sternrahmen gehörte, sondern auch die Beischrift AGNE D(E)I DELE CRIMINA NDIMV (Lamm Gottes, tilge die Sünden der Welt) kann in dieser Montage nicht dem Ursprungsbefund entsprechen. Das belegen zum Teil abweichende Kettfadenverläufe im originalen Trägergewebe. Vor allem aber wurden die Buchstaben des letzten Worts vertauscht, das D kopfstehend montiert. Ursprünglich müsste das Wort MVNDI lauten. Auch die Formulierung als Gebet passt nicht zu den übrigen Beischriften.

Auch bei der Widmungsinschrift, die den Mantel als kaiserliches Geschenk bezeichnet, kam es zu Veränderungen. Die meisten der Buchstaben dürften hier auch ursprünglich gestanden haben, da der Kettfadenverlauf ihres Trägergewebes – wie an dieser des Mantels zu erwarten – senkrecht verläuft. Bei H und R belegen die abweichenden Kettfadenverläufe jedoch, dass sie von anderen Stellen hierher versetzt wurden. Das bedeutet aber auch, dass sie nun an der ursprünglichen Stelle fehlen.

Tanja Kohwagner-Nikolai