Krisenzeiten in Bayerisch-Schwaben: durchhalten und sich behelfen

Kriege und Wirtschaftskrisen führten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu unbeschreiblicher Not. Der Nationalismus, zunächst eine emanzipatorische Idee des Bürgertums, entwickelte sich im Deutschen Kaiserreich zu einer Ideologie, die Patriotismus mit Feindbildern verband. Er durchzog alle Bevölkerungsschichten – selbst kleine Kinder spielten mit nationalistischen und militaristischen Artikeln. Der Beginn des Ersten Weltkriegs wurde in einigen Städten bejubelt, doch auf dem Land war von der Kriegsbegeisterung wenig zu spüren. Viele ahnten bereits, dass sich der verheißene schnelle Sieg als Illusion entpuppen sollte.

Ein beschönigendes Bild anstelle erlebter Kriegsgräuel überliefern Erinnerungsteller für die Braut, Porzellanbecher und -krüge ebenso wie Reservistenbilder, Orden und Auszeichnungen. Besonders während des Ersten Weltkriegs entstanden aus Munitionsresten und Kriegsmüll Gebrauchsartikel oder Andenken. Sie dienten zum Tauschen, als Kriegssouvenir oder als Mitbringsel für die Angehörigen und fanden bald Sammler, die sie als sogenannte Trench Art-Objekte erwarben. Trotz dieser Bezeichnung wurden sie in den seltensten Fällen im Kriegsgraben hergestellt, sondern teils systematisch in Werkstätten, auch von Frauen, produziert.

Die Bombardements während des Zweiten Weltkriegs – Augsburg traf es im Februar 1944 besonders hart – bescherten der Bevölkerung furchtbare Verluste. Gasmasken sollten helfen, Angriffe mit chemischen Kampfstoffen zu überstehen. Unzählige Tiere, vor allem Pferde, litten unsäglich, weshalb es Tier-Luftschutzkästen zur Behandlung von Verätzungen und anderen Verletzungen gab.

Vor und nach Kriegsende zogen endlose Flüchtlings- und Vertriebenentrecks von Ost nach West. Bis 1952 kamen 1,9 Millionen Menschen in Bayern an, die nur das Nötigste bei sich hatten oder das für sie Wertvollste, wie etwa eine Maria-Lourdes-Figur aus Steingut.

Doch Not macht erfinderisch! Der Materialknappheit nach dem Krieg begegneten viele Menschen sehr pragmatisch: Aus Stahlteilen eines abgestürzten Flugzeugwracks und einem Stück Blitzableiter ließen sich Küchengeräte herstellen; aus alter aufgetrennter Strickware entstand neue Kleidung und aus Holzresten Spielzeug. Der selbstgenähte Rucksack war beim "Hamstern" mit dem Fahrrad unerlässlich. Erst nach der Währungsreform 1948 ging es schließlich langsam aufwärts.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Museum Oberschönenfeld.