Der Streit um die Ossenheimer Mark und den Strietwald

Kein anderer Konflikt zwischen der Stadt Aschaffenburg und dem Stift St. Peter und Alexander wurde mit einer solchen Ausdauer und Vehemenz bestritten, wie der um die Ossenheimer Mark (Ossenheim = Kleinostheim) und den dazugehörigen Strietwald. Ein erster urkundlicher Nachweis über die beginnenden Streitigkeiten stammt aus dem Jahr 1282.

1397 eskalierte die Situation, als Bewaffnete aus Aschaffenburg in die Dörfer Mainaschaff und Kleinostheim kamen und dort willkürlich bewegliche Güter und Wertgegenstände als Pfand einzogen. Darüber hinaus verschleppten sie einige der stiftischen Eigenleute in die Stadt. Das Stift sah dies als grobe Verletzung seiner Rechte an und drohte der Stadt mit dem Interdikt.

Urkunde, 1397 Mai 4

1397 Mai 4
  • ohne Angabe

Urkunde, 1397 September 17

1397 September 17
  • Rom

Ob es hierzu kam, ist nicht bekannt, jedoch scheint die Stadt vorerst nicht eingelenkt zu haben. Nachdem sich das Stift in der Streitsache an den apostolischen Stuhl gewandt und dieser ein Edikt gegen die Stadt verhängt hatte, in welchem ihr unter Androhung der Exkommunikation und einer Strafe von 1.000 Mark Silber weitere Übergriffe auf Güter und Eigenleute des Stifts untersagt wurde, suchte die Stadt Hilfe bei ihrem Landesherrn Johann II. von Nassau (um 1365-1443, Erzbischof ab 1397) – jedoch ohne Erfolg. Der Erzbischof entschied einige Jahre später, am 1. Januar 1412 und nach Prüfung der ihm vorgelegten Urkunden, zugunsten des Stifts.

Urkunde, 1412 Januar 1

1412 Januar 1
  • Aschaffenburg

Der Streit war damit jedoch noch lange nicht beigelegt. Auch in den folgenden Jahrhunderten finden sich in der schriftlichen Überlieferung immer wieder Hinweise, die von wiederkehrenden Auseinandersetzungen bezüglich der Nutzungsrechte der Ossenheimer Mark und dem Strietwald sowie deren Austragung vor dem Mainzer Erzbischof zeugen. Nach dem Bauernkrieg zog Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545, Erzbischof ab 1514) den Strietwald ein, dies änderte jedoch langfristig nichts an der Situation. Noch Ende des 18. Jahrhunderts versuchte man durch Teilungsverträge den nach wie vor schwelenden Streit zu beenden.