Großbritannien

Um 1900 hatte Großbritannien mit seinem Empire eine Ausdehnung erreicht, die ein Viertel der Erdoberfläche und ein Fünftel der damaligen Weltbevölkerung umfasste. Das Empire erstreckte sich auf Kanada, Australien, Indien, weite Teile Afrikas und kleinere Besitzungen in Mittel- und Südamerika.

Die Administration des Kolonialreiches war sehr heterogen. So existierten mehr als 40 verschiedene Rechtsformen und Statusarten überseeischer Gebiete, die von drei Ministerien kontrolliert wurden: dem Colonial Office, dem India Office und dem Foreign Office. Die Kronkolonien waren direkt dem Colonial Office unterstellt. Dagegen wurde die Kontrolle in Rhodesien durch die private Chartered Company ausgeübt. Genauso heterogen war das Geldwesen in den britischen Kolonien.

Zu den wichtigsten Kolonien gehörte Britisch-Indien, ein Territorium, das um 1900 so groß wie Europa war. Siraj-ud-Daula (1733-1757), der letzten unabhängige Nawab von Bengalen, wurde 1757 in der Schlacht von Palashi von den Truppen der Britischen Ostindien-Kompanie besiegt. Darauf übte die Ostindien-Kompanie bis 1857 die Herrschaft über Indien fast uneingeschränkt aus. In dieser Zeit erfolgte die Papiergeldausgabe durch verschiedene private Notenbanken. Diese Banknoten liefen vor allem in den Hauptstädten als Zahlungsmittel um. Mit der Umwandlung in eine britische Kronkolonie wurden den Notenbanken das Emissionsrecht entzogen. An ihre Stelle trat das neu gegründete Paper Currency Departement, das nun staatliches Papiergeld emittierte. Im Jahr 1935 wurde die Reserve Bank of India gegründet, die bis heute die zentrale Notenbank Indiens ist. Als Währung wurde die Rupie verwendet, obwohl Großbritannien schon 1825 die Einführung des britischen Pfundes in allen Kolonien verordnet hatte.

Aber auch in anderen britischen Kolonien, so in Ceylon (Sri Lanka) oder auch in Mauritius, war die Rupie die Währung. In beiden Kolonien waren ebenso wie in Indien jeweils eigene staatliche Stellen für die Banknotenausgabe zuständig. Dagegen war für die britischen Kolonien in Westafrika eine zentrale Behörde, das West African Currency Board, zuständig. Die 1912 gegründete Behörde verwaltete und emittierte einheitliche Geldscheine für die heutigen Staaten Sierra Leone, Nigeria, Gambia und Ghana. Für die Kolonie Kenia, das Mandatsgebiet Tansania und das Protektorat Uganda gab es ab 1920 eine ebenso einheitliche Geldscheinausgabe durch das East African Currency Board.