Bayerische Bürgermeistermedaillen

Silberne und goldene Ketten mit zum Teil daran befestigten Anhängern und Medaillen waren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bei Amts- und Würdenträgern lediglich Statussymbole, nicht aber Insignien. Dies sollte sich mit der französischen Revolution ab 1789 ändern: Das proklamierte Ende der ständischen Gesellschaft machte auch in Bayern neue Dienstzeichen für Amtsträger erforderlich. Im frühen 19. Jahrhundert war Bayern neben Preußen einer der Vorreiter bei der Einführung dieser neuen und im gesamten Herrschaftsgebiet vereinheitlichten Bürgermeistermedaillen. So wurde das noch junge, am 1. Januar 1806 ausgerufene Königreich Bayern aus einer Vielzahl von zum Teil heterogenen Territorien gebildet. Entsprechend sah man die Notwendigkeit gegeben, den neu hinzugewonnenen Kommunen, aber auch den bisherigen, das alte Kurfürstentum mitkonstituierenden Städten und Gemeinden, prestigeträchtige (Ab-)Zeichen an die Hand zu geben.

Die jeweilige Verbundenheit zu dem neuen bayerischen Staat konnte auf diese Weise wirkungsvoll nach außen demonstriert werden. Folglich wurden die Bürgermeistermedaillen gut sichtbar an der Amtskette getragen. Von 1806 bis 1918 zeigen die Vorderseiten der Bürgermeistermedaillen das Porträt des regierenden bayerischen Königs, während die Rückseiten das jeweilige Kommunalwappen tragen; bei den Städten kommt eine fünftürmige Mauerkrone hinzu. Alternativ zum Wappen wurde ‒ besonders bei den unter Ludwig III. (1913‒1918) geprägten Stücken ‒ auf dem Revers der Medaille schlicht der Name der Gemeinde eingraviert.

Mit dem Ende der Monarchie in Bayern am 7. November 1918 wurde das Bildnis des Königs durch das Wappen des neu gegründeten Freistaates Bayern ersetzt. Geprägt wurden die Bürgermeistermedaillen in der Weimarer Republik auch weiterhin durch das Hauptmünzamt in München. Nach 1930 war jedoch die Beschaffung der Dienstabzeichen nun keine Pflicht mehr, sondern wurde den Gemeinden freigestellt. Bereits in dieser Zeit und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg wandelten sich die Bürgermeistermedaillen allmählich zu medaillenförmigen Schmuckstücken und büßten damit ihr einheitliches Erscheinungsbild ein. Die Staatliche Münzsammlung München verfügt über einen umfassenden Bestand bayerischer Bürgermeistermedaillen, darunter auch viele durch das Hauptmünzamt München im 19. Jahrhundert gefertigte Abschläge aus Rückseitenstempeln. Die ursprüngliche Vorderseite mit dem Monarchenporträt bleibt bei diesen Stücken freilich leer.

Die anderen Teilsammlungen der "Münzen, Medaillen und münzähnliche Objekte aus Bayern, Franken, Schwaben und der Pfalz in der Neuzeit" in bavarikon

>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Münzen, Medaillen und münzähnliche Objekte aus Bayern, Franken, Schwaben und der Pfalz in der Neuzeit" der Staatlichen Münzsammlung München.