Staatspapiergeld – Funktion und Verfahren

Die Anfänge des Papiergeldes wurden durch staatliche Ausgaben geprägt. Staaten und Territorien bzw. deren Regierungen gaben zumeist Papiergeld aus, um die Staatsfinanzen zu sanieren. Kriege oder wirtschaftliche Krisen erforderten höhere Geldmengen, die durch Papiergeld geschaffen wurden.

Das Staatspapiergeld übernahm die Funktion eines Wertpapiers. Gegen den entsprechenden Gegenwert in Münzen konnte ein Bürger das Staatspapiergeld erhalten. Der Staat hingegen verpflichtete sich, das Papiergeld bei bestimmten Zahlungen, z. Bsp. Steuern, an den staatlichen Kassen anzunehmen. Oder der Staat verlieh dem Papiergeld einen Annahmezwang, so dass es für Zahlungen verwendet werden konnte. Da zur Bestreitung hoher Aufwendungen oft zu viel Papiergeld ausgegeben wurde, verlor das staatliche Papiergeld an Wert. Die Annahme wurde verweigert oder erfolgte nur zu einem deutlich geringeren Nennwert. In der Folge entstanden hohe Inflationen, die zu Vermögens- und Vertrauensverlust der Bevölkerung in Papiergeld führten.

In Frankreich wurden 1789 auf Erlass der Nationalversammlung Staatsobligationen mit der Bezeichnung "Assignaten" ausgegeben. Diese Maßnahme sollte den hochverschuldeten Staatshaushalt sanieren. Entgegen ihrer ursprünglichen Funktion als Wertpapiere wurden die Assignaten zu umlaufendem Papiergeld. Immer weitere Ausgaben von Assignaten führten zu Wertverlust und Inflation. Als die Assignaten im Jahr 1796 schließlich fast wertlos waren, wurden sie eingezogen und vernichtet.

Ein ganz anderes Beispiel dafür ist China, wo die ersten Papiergeldemissionen für das 14. Jahrhundert belegt sind. Vom 14. bis 17. Jahrhundert emittierte die Ming-Dynastie Staatspapiergeld, das im ganzen Reich zirkulierte. Im 17. Jahrhundert wurde das Papiergeld abgeschafft und erst 200 Jahre später wieder eingeführt, da zu hohe Ausgaben immer wieder Inflationen hervorriefen.

Es gibt aber auch Beispiele für erfolgreiche staatliche Papiergeldausgaben, so in Sachsen. Das Kurfürstentum Sachsen hatte in Folge des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) über 40 Millionen Taler Schulden. Daher entschloss sich Kurfürst Friedrich August III. (1750-1827) im Jahr 1772 zur Ausgabe von Papiergeld, den Kassenscheinen. Die Emissionen erfolgten kontrolliert und in begrenztem Umfang, so dass die Kassenscheine ihren Wert behielten. In der Folge entwickelten sie sich zu einem beliebten Zahlungsmittel in der Bevölkerung.

Spätere Papiergeldausgaben des Staates, etwa ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dienten in der Regel dazu, einen Mangel an Kleingeld auszugleichen. Das konnte in der Folge einer Wirtschaftskrise oder eines Krieges der Fall sein.

China, Ming-Dynastie: Staatspapiergeld über 1.000 Käsch aus dem 14. Jahrhundert

1368-01-01 - 1398-12-31
  • China

Kurfürstentum Sachsen: Kurfürstlich Sächsisches Kassenbillet über 1 Reichstaler von 1772

6.5.1772
  • Dresden

Königreich Frankreich, Nationalversammlung: Assignat über 1.000 Livres von 1790

1789-01-01 - 1790-12-31
  • Frankreich

Japan, Ministerium der Finanzen (Ōkurashō): Staatspapiergeld über 10 Sen

1872-01-01 - 1872-12-31
  • Japan

Deutsches Reich, Reichsschuldenverwaltung: Reichskassenschein über 5 Mark von 1882

10.1.1882
  • Berlin

Niederlande, Königreich: Muntbiljet über 10 Gulden von 1888

1.9.1888
  • Den Haag
  • Niederlande