Herdegen an Linhart, 1561

Stadtarchiv Nürnberg, E29/IV, 232
Herdegen IV. Tucher aus Lyon an Linhart II. über Geschäfte und ein Limoges-Service, 6.12.1561

Herdegen berichtet seinem Vater Linhart von geschäftlichen Angelegenheiten der Firma Tucher, insbesondere vom Safranhandel. Weiter enthält er Informationen zur Situation deutscher Kaufleute und Protestanten im katholischen Frankreich. Der königliche Gouverneur in Lyon sei auf Toleranz bedacht. Er achte, so Herdegen, darauf, dass man aneinander nicht "molestier".

Gegen Ende des Briefes schildert Herdegen die Probleme, die sich bei einem Spezialauftrag des Vaters, der Anfertigung eines emaillierten Tafelgeschirrs ergaben, das heute als "Tucherservice" bekannt ist. Dieser einmalige Text erlaubt eine genaue Rekonstruktion der Vorfälle:

Nachdem man in Nürnberg beschlossen hatte, schon vorhandene emaillierte Stücke aus Limoges zu einem vollständigen Service zu ergänzen, waren vier kupferne Präsentierschalen sowie eine Kanne nach Frankreich gesandt worden, um sie mit Emaille versehen zu lassen. Nun stellte sich aber heraus, dass das Kupfer viel zu dick zum Emaillieren war. Die vier Schalen konnte man durch Bearbeiten auf die erforderlichen Durchmesser bringen – nicht aber die Kanne, deren Einzelteile danach nicht mehr zusammengepasst hätten. Deswegen ließ Herdegen durch Fachleute in Limoges ein Muster für Nürnberg anfertigen – schließlich brachte der Goldschmied Wenzel Jamnitzer eine neue Kanne auf das nötige Maß, die dann in Limoges von Pierre Reymond erfolgreich emailliert wurde.

Helge Weingärtner