„O´zapft is!“

Direkt im Anschluss an den Einzug der Wiesnwirte und Brauereien am ersten Festsamstag zapft der Münchner Oberbürgermeister um zwölf Uhr feierlich im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass an. Nach dem Einschenken der ersten Maß Bier wird das Oktoberfest mit dem Ausruf "O´zapft is!" eröffnet. Daraufhin folgt der Satz "Auf eine friedliche Wiesn". Als Start-Signal für die anderen Festzelte werden danach vom Fuße der Bavaria-Statue zwölf Böllerschüsse abgefeuert.

Die bekannteste Wiesntradition, deren Bilder um die ganze Welt gehen, entwickelte sich erst in der Nachkriegszeit. Das Oktoberfest wurde zwar schon ab dem Jahr 1908 mit einem gleichzeitigen Anzapfen in allen Festzelten eröffnet, eine zentrale Eröffnungszeremonie gab es bis 1950 aber nicht. Erstmals wurde diese Ehre dem damaligen Oberbürgermeister Thomas Wimmer (1887-1964) zuteil. Er begründete damit ein Ritual, das in der Folge auf zahlreichen Festen überall in Bayern übernommen wurde. Bei der Wiesn-Eröffnung am 16. September 1950 handelte es sich um eine geplante Aktion der Familie Schottenhamel. Pressevertreter und Fotografen drängelten sich dicht in der Anzapfbox, um von dem besonderen Ereignis zu berichten. Dies hat sich bis heute nicht geändert, über die Jahre hat sich das Anzapfen zu einem medialen Großereignis entwickelt.

Die Anwesenheit in der Anzapfbox und damit der direkten Umgebung des Fasses bedeutet eine besondere Ehre. Vertreterinnen und Vertreter aus der Spitze der Münchner Stadtpolitik und Stadtverwaltung, das Münchner Kindl und auch ein Teil der Wirtsfamilie Schottenhamel gehören zu diesem Kreis. Seit 1978 überreicht der Münchner Oberbürgermeister die erste gezapfte Maß dem bayerischen Ministerpräsidenten. In dem hier gezeigten Interviewausschnitt berichtet Wiesnwirt Christian Schottenhamel über den Ablauf und die Hintergründe des Anzapfens zu Beginn des Oktoberfests.

Julia Misamer