Renaissance-Schmuck aus der Lauinger Fürstengruft

Zum Sammlungsbestand des Bayerischen Nationalmuseums gehört ein singuläres Ensemble von Schmuckstücken aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert. Es handelt sich um kostbare, meist in Goldemail gefertigte Anhänger, Ketten, Armbänder, Gürtel, Ringe, Agraffen (Hutschmuck) und Knöpfe. Die insgesamt 135 Einzelobjekte stammen aus der 1565 durch Pfalzgraf Wilhelm von Zweibrücken und Neuburg (1526-1569) errichteten Familiengruft der protestantischen Linie Pfalz-Neuburg in der Kirche St. Martin in Lauingen an der Donau. Bis zum Jahr 1664 wurden in der Gruft seine Kinder, Enkel und Urenkel sowie die in die Linie Pfalz-Neuburg eingeheirateten Frauen bestattet, sofern sie protestantisch waren.

Im Jahr 1781 ließ Kurfürst Karl Theodor (1724-1799) die Gruft erstmals öffnen, da aus einer Beschreibung von 1664 bekannt geworden war, dass sich in den Zinnsärgen wertvoller Schmuck befand. Die tatsächlich vorhandenen Schmuckstücke wurden entnommen und zunächst der Königlichen Münzsammlung übergeben. 1862 gelangte der Bestand auf Veranlassung von König Maximilian II. (1811-1864) ins Bayerische Nationalmuseum. Im Jahr 1877 wurde anlässlich von Restaurierungsarbeiten in der Martinskirche die Fürstengruft abermals geöffnet. Damals waren die Zinnsärge mehrheitlich stark zerfallen; 12 Särge wurden nach München verbracht, um ihren Erhalt zu sichern. Mit den Särgen gelangten auch einige der noch vollständig erhaltenen fürstlichen Gewänder sowie weitere textile Fragmente in das Bayerische Nationalmuseum. Die Überreste der Verstorbenen wurden in Lauingen in einen neuen gemeinsamen Steinsarkophag umgebettet.

Seit 1998 sind die Funde aus der Lauinger Fürstengruft in einem eigenen Saal des Bayerischen Nationalmuseums ausgestellt. Die durch ihre Provenienz und Qualität ausgezeichneten Objekte bieten einen hervorragenden Einblick in Schmuckkunst und Mode der Spätrenaissance und des Frühbarock in Süddeutschland. Zudem dokumentieren sie die Funktion von Schmuck in der Frühen Neuzeit. Er diente vor allem dazu, den Rang einer Person innerhalb der Gesellschaft sichtbar zu machen – selbst bei der Bestattung. Schmuck aus Gräbern hat zudem ein hohes Maß an Authentizität. Das Datum der Bestattung liefert für die Datierung einen terminus ante quem. Aufgrund der 1781 angefertigten Fundprotokolle lassen sich die einzelnen Schmuckstücke den historischen Personen zuordnen – von Friedrich von Pfalz-Zweibrücken-Vohenstauß-Parkstein (1557-1597) bis zu Sophia Agnes von Pfalz-Hilpoltstein (1604-1664).

Die Teilsammlungen zur Sammlung "Renaissance-Schmuck aus der Lauinger Fürstengruft" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Bayerischen Nationalmuseums.